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Kleider machen Leute

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Read by Stefan Schmelz for LibriVox in 2006.

Teil 1

An einem unfreundlichen Novembertage wanderte ein armes Schneiderlein auf der Landstraße nach Goldach, einer kleinen reichen Stadt, die nur wenige Stunden von Seldwyla entfernt ist.

On a gloomy November day, a poor tailor was walking along the country road towards Goldach, a small wealthy town just a few hours away from Seldwyla.

Der Schneider trug in seiner Tasche nichts als einen Fingerhut, welchen er, in Ermangelung irgendeiner Münze, unablässig zwischen den Fingern drehte, wenn er der Kälte wegen die Hände in die Hosen steckte, und die Finger schmerzten ihm ordentlich von diesem Drehen und Reiben.

The tailor carried nothing in his pocket except a thimble, which he constantly twirled between his fingers when he put his hands in his pockets to keep warm, due to the lack of any coins. The constant twirling and rubbing caused his fingers to ache quite badly.

Denn er hatte wegen des Fallimentes irgendeines Seldwyler Schneidermeisters seinen Arbeitslohn mit der Arbeit zugleich verlieren und auswandern müssen.

After all, he had lost his wages along with his job due to the bankruptcy of a Seldwyla tailor master, and had been forced to emigrate.

Er hatte noch nichts gefrühstückt als einige Schneeflocken, die ihm in den Mund geflogen, und er sah noch weniger ab, wo das geringste Mittagbrot herwachsen sollte.

He hadn't had any breakfast yet except for a few snowflakes that had flown into his mouth, and he had even less idea where he would get his meager lunch from.

Das Fechten fiel ihm äußerst schwer, ja schien ihm gänzlich unmöglich, weil er über seinem schwarzen Sonntagskleide, welches sein einziges war, einen weiten dunkelgrauen Radmantel trug, mit schwarzem Sammet ausgeschlagen,

It was extremely difficult for him to haggle over prices, and it even seemed completely impossible, because he was wearing a wide dark grey cloak over his black Sunday suit, which was his only one, lined with black velvet.

der seinem Träger ein edles und romantisches Aussehen verlieh, zumal dessen lange schwarze Haare und Schnurrbärtchen sorgfältig gepflegt waren und er sich blasser, aber regelmäßiger Gesichtszüge erfreute.

This gave him a noble and romantic appearance, especially since his long black hair and moustache were carefully groomed, and he enjoyed pale but regular facial features.

Solcher Habitus war ihm zum Bedürfnis geworden, ohne daß er etwas Schlimmes oder Betrügerisches dabei im Schilde führte; vielmehr war er zufrieden, wenn man ihn nur gewähren und im stillen seine Arbeit verrichten ließ;

Such a habit had become a necessity for him, without him having any malicious or deceptive intentions. On the contrary, he was satisfied if people just left him alone and let him quietly go about his work.

aber lieber wäre er verhungert, als daß er sich von seinem Radmantel und von seiner polnischen Pelzmütze getrennt hätte, die er ebenfalls mit großem Anstand zu tragen wußte.

But he would rather have starved than part with his cloak and his Polish fur hat, which he also knew how to wear with great elegance.

Er konnte deshalb nur in größeren Städten arbeiten, wo solches nicht zu sehr auffiel; wenn er wanderte und keine Ersparnisse mitführte, geriet er in die größte Not.

Therefore, he could only work in larger cities where such things didn't attract too much attention. When he was wandering and didn't have any savings with him, he found himself in the greatest distress.

Näherte er sich einem Hause, so betrachteten ihn die Leute mit Verwunderung und Neugierde und erwarteten eher alles andere, als daß er betteln würde; so erstarben ihm, da er überdies nicht beredt war, die Worte im Munde, also daß er der Märtyrer seines Mantels war und Hunger litt, so schwarz wie des letzteren Sammetfutter.

When he approached a house, people would look at him with surprise and curiosity, expecting anything but begging. But since he wasn't eloquent either, his words would freeze in his mouth, so he was the martyr of his cloak and suffered from hunger as black as the velvet lining of the latter.

Als er bekümmert und geschwächt eine Anhöhe hinaufging, stieß er auf einen neuen und bequemen Reisewagen, welchen ein herrschaftlicher Kutscher in Basel abgeholt hatte und seinem Herrn überbrachte, einem fremden Grafen, der irgendwo in der Ostschweiz auf einem gemieteten oder angekauften alten Schlosse saß.

As he climbed a hill, weary and exhausted, he came across a new and comfortable travel carriage, which a noble coachman in Basel had picked up and was delivering to his master, a foreign count who was staying in an old rented or purchased castle somewhere in Eastern Switzerland.

Der Wagen war mit allerlei Vorrichtungen zur Aufnahme des Gepäckes versehen und schien deswegen schwer bepackt zu sein, obgleich alles leer war.

The carriage was equipped with all kinds of devices for carrying luggage and seemed to be heavily loaded, although everything was empty.

Der Kutscher ging wegen des steilen Weges neben den Pferden, und als er, oben angekommen, den Bock wieder bestieg, fragte er den Schneider, ob er sich nicht in den leeren Wagen setzen wolle.

The coachman walked beside the horses because of the steep path, and when he got to the top and remounted the horse, he asked the tailor if he wouldn't like to sit in the empty carriage.

Denn es fing eben an zu regnen, und er hatte mit einem Blicke gesehen, daß der Fußgänger sich matt und kümmerlich durch die Welt schlug.

For it had just started to rain, and he had noticed with a glance that the pedestrian was struggling through the world with weariness and indifference.

Derselbe nahm das Anerbieten dankbar und bescheiden an, worauf der Wagen rasch mit ihm von dannen rollte und in einer kleinen Stunde stattlich und donnernd durch den Torbogen von Goldach fuhr.

The tailor gratefully and modestly accepted the offer, after which the carriage quickly rolled away with him and within a short hour drove majestically and thunderously through the gateway of Goldach.

Vor dem ersten Gasthofe, ›Zur Waage‹ genannt, hielt das vornehme Fuhrwerk plötzlich, und alsogleich zog der Hausknecht so heftig an der Glocke, daß der Draht beinahe entzweiging.

At the first inn, called 'Zur Waage', the noble carriage suddenly stopped, and immediately the servant pulled the bell so hard that the wire almost broke in two.

Da stürzten Wirt und Leute herunter und rissen den Schlag auf; Kinder und Nachbarn umringten schon den prächtigen Wagen, neugierig, welch ein Kern sich aus so unerhörter Schale enthüllen werde; und als der verdutzte Schneider endlich hervorsprang in seinem Mantel, blaß und schön und schwermütig zur Erde blickend, schien er ihnen wenigstens ein geheimnisvoller Prinz oder Grafensohn zu sein.

Then the innkeeper and his people rushed down and opened the door; children and neighbors were already surrounding the magnificent carriage, curious to see what kind of person would emerge from such an extraordinary shell. And when the bewildered tailor finally jumped out in his cloak, pale and beautiful and looking gloomily at the ground, he seemed to them at least a mysterious prince or count's son.

Der Raum zwischen dem Reisewagen und der Pforte des Gasthauses war schmal und im übrigen der Weg durch die Zuschauer ziemlich gesperrt.

The space between the travel carriage and the gate of the inn was narrow, and the path was largely blocked by the onlookers.

Mochte es nun der Mangel an Geistesgegenwart oder an Mut sein, den Haufen zu durchbrechen und einfach seines Weges zu gehen - er tat dieses nicht, sondern ließ sich willenlos in das Haus und die Treppe hinangeleiten und bemerkte seine neue seltsame Lage erst recht, als er sich in einen wohnlichen Speisesaal versetzt sah und ihm sein ehrwürdiger Mantel dienstfertig abgenommen wurde.

Whether it was a lack of presence of mind or courage to break through the crowd and simply go his own way - he did not do this, but let himself be led willingly into the house and up the stairs, and only then did he realize his new and strange situation when he found himself in a cozy dining room and his respectable cloak was helpfully taken off him.

»Der Herr wünscht zu speisen?« hieß es. »Gleich wird serviert werden, es ist eben gekocht!«

"Does the gentleman wish to dine?" it was said. "It will be served soon, it has just been cooked!"

Ohne eine Antwort abzuwarten, lief der Waagwirt in die Küche und rief: »In's drei Teufels Namen! Nun haben wir nichts als Rindfleisch und die Hammelkeule!

Without waiting for a reply, the innkeeper ran into the kitchen and shouted: "In the name of the three devils! Now we have nothing but beef and the lamb shank!"

Die Rebhuhnpastete darf ich nicht anschneiden, da sie für die Abendherren bestimmt und versprochen ist. So geht es! Den einzigen Tag, wo wir keinen Gast erwarten und nichts da ist, muß ein solcher Herr kommen!

"I can't cut the pheasant paste, as it's intended and promised for the evening guests. That's how it is! The only day when we don't expect a guest and have nothing is when such a gentleman comes!"

Und der Kutscher hat ein Wappen auf den Knöpfen, und der Wagen ist wie der eines Herzogs!

And the coachman has a coat of arms on his buttons, and the carriage is like that of a duke!

Und der junge Mann mag kaum den Mund öffnen vor Vornehmheit!«

And the young man can hardly open his mouth out of politeness!"

Doch die ruhige Köchin sagte. »Nun, was ist denn da zu lamentieren, Herr? Die Pastete tragen Sie nur kühn auf, die wird er doch nicht aufessen! Die Abendherren bekommen sie dann portionenweise; sechs Portionen wollen wir schon noch herauskriegen!«

But the calm cook said. "Well, what's the fuss about it, sir? Just serve the paste boldly, he won't eat it all! The evening guests will get it in portions; we'll manage to get out six portions!"

»Sechs Portionen? Ihr vergeßt wohl, daß die Herren sich sattzuessen gewohnt sind!« meinte der Wirt, allein die Köchin fuhr unerschüttert fort: »Das sollen sie auch!

"六份? You're forgetting that the gentlemen are used to eating their fill!" said the innkeeper, but the cook went on unshaken: "That's what they should do!"

Man läßt noch schnell ein halbes Dutzend Kotelettes holen, die brauchen wir sowieso für den Fremden, und was er übrigläßt, schneide ich in kleine Stückchen und menge sie unter die Pastete, da lassen Sie nur mich machen!«

"Quickly fetch half a dozen cutlets, we need them anyway for the stranger, and what he leaves over, I'll cut into small pieces and mix them into the paste, just let me do it!"

Doch der wackere Wirt sagte ernsthaft: »Köchin, ich habe Euch schon einmal gesagt, daß dergleichen in dieser Stadt und in diesem Hause nicht angeht! Wir leben hier solid und ehrenfest und vermögen es!«

But the brave innkeeper said seriously: "Cook, I've already told you that such things don't go on in this city and in this house! We live here solidly and honorably and can afford it!"

»Ei der Tausend, ja, ja!« rief die Köchin endlich etwas aufgeregt.

"Oh my God, yes, yes!" finally exclaimed the cook, somewhat excitedly.

»Wenn man sich denn nicht zu helfen weiß, so opfere man die Sache!

"If one doesn't know how to help oneself, then just sacrifice the matter!"

Hier sind zwei Schnepfen, die ich den Augenblick vom Jäger gekauft habe, die kann man am Ende der Pastete zusetzen!

"Here are two partridges, which I bought from the hunter just now, we can add them to the paste at the end!"

Eine mit Schnepfen gefälschte Rebhuhnpastete werden die Leckermäuler nicht beanstanden!

"A pheasant paste adulterated with partridges won't be criticized by the gourmets!"

Sodann sind auch die Forellen da, die größte habe ich in das siedende Wasser geworfen, wie der merkwürdige Wagen kam, und da kocht auch schon die Brühe im Pfännchen; so haben wir also einen Fisch, das Rindfleisch, das Gemüse mit den Kotelettes, den Hammelbraten und die Pastete; geben Sie nur den Schlüssel, daß man das Eingemachte und das Dessert herausnehmen kann!

Then there are also the trout, the largest of which I threw into the boiling water when the strange car arrived, and the broth is already cooking in the pan; so we have fish, beef, vegetables with the cutlets, lamb roast and the paste; just give us the key so we can take out the pickles and the dessert!"

Und den Schlüssel könnten Sie, Herr, mir mit Ehren und Zutrauen übergeben, damit man Ihnen nicht allerorten nachspringen muß und oft in die größte Verlegenheit gerät!«

And you could, sir, hand me the key with honor and trust, so that we don't have to chase after you everywhere and often get into the greatest embarrassment!"

»Liebe Köchin, das braucht Ihr nicht übelzunehmen! Ich habe meiner seligen Frau am Todbette versprechen müssen, die Schlüssel immer in Händen zu behalten; sonach geschieht es grundsätzlich und nicht aus Mißtrauen.

"Dear cook, please don't take it the wrong way! I had to promise my late wife on her deathbed to always keep the keys in my hands; therefore, it's a matter of principle and not out of mistrust."

Hier sind die Gurken und hier die Kirschen, hier die Birnen und hier die Aprikosen; aber das alte Konfekt darf man nicht mehr aufstellen; geschwind soll die Liese zum Zuckerbeck laufen und frisches Backwerk holen, drei Teller, und wenn er eine gute Torte hat, soll er sie auch gleich mitgeben!«

"Here are the cucumbers and here the cherries, here the pears and here the apricots; but the old sweets mustn't be set out anymore; quickly, Liese should run to the sugar shop and get fresh baked goods, three plates, and if he has a good cake, he should give it to us too!"

»Aber Herr! Sie können ja dem einzigen Gaste das nicht alles aufrechnen, das schlägt's beim besten Willen nicht heraus!«

"But sir! You can't charge all this to the only guest, it just won't work out no matter how hard you try!"

»Tut nichts, es ist um die Ehre! Das bringt mich nicht um; dafür soll ein großer Herr, wenn er durch unsere Stadt reist, sagen können, er habe ein ordentliches Essen gefunden, obgleich er ganz unerwartet und im Winter gekommen sei!

"Never mind, it's about honor! It won't break me; but a great lord, when he travels through our city, should be able to say that he found a decent meal, even if he came completely unexpectedly and in the winter!"

Es soll nicht heißen wie von den Wirten zu Seldwyl, die alles Gute selber fressen und den Fremden die Knochen vorsetzen!

It shouldn't be like the innkeepers in Seldwyl, who eat all the good food themselves and serve the strangers the bones!

Also frisch, munter, sputet Euch allerseits!«

So, hurry up, be lively, and get to work everyone!"

Während dieser umständlichen Zubereitungen befand sich der Schneider in der peinlichsten Angst, da der Tisch mit glänzendem Zeuge gedeckt wurde, und so heiß sich der ausgehungerte Mann vor kurzem noch nach einiger Nahrung gesehnt hatte, so ängstlich wünschte er jetzt, der drohenden Mahlzeit zu entfliehen.

During these cumbersome preparations, the tailor was in the most embarrassing fear, as the table was set with shiny wine, and just as the starving man had recently longed for some food, he now anxiously wished to escape the impending meal.

Endlich faßte er sich einen Mut, nahm seinen Mantel um, setzte die Mütze auf und begab sich hinaus, um den Ausweg zu gewinnen.

Finally, he gathered his courage, put on his coat, put on his hat, and went out to find a way out.

Da er aber in seiner Verwirrung und in dem weitläufigen Hause die Treppe nicht gleich fand, so glaubte der Kellner, den der Teufel beständig umhertrieb, jener suche eine gewisse Bequemlichkeit, rief: »Erlauben Sie gefälligst, mein Herr, ich werde Ihnen den Weg weisen!«

However, in his confusion and in the sprawling house, he couldn't find the stairs right away, so the waiter, who was constantly being driven around by the devil, thought he was looking for some comfort and called out: "If you please, sir, I'll show you the way!"

und führte ihn durch einen langen Gang, der nirgend anders endigte als vor einer schön lackierten Türe, auf welcher eine zierliche Inschrift angebracht war.

and led him through a long corridor, which ended nowhere but in front of a beautifully painted door, on which a delicate inscription was attached.

Also ging der Mantelträger ohne Widerspruch, sanft wie ein Lämmlein, dort hinein und schloß ordentlich hinter sich zu.

So the coat-wearer went in without protest, as gentle as a lamb, and properly closed the door behind him.

Dort lehnte er sich bitterlich seufzend an die Wand und wünschte der goldenen Freiheit der Landstraße wieder teilhaftig zu sein, welche ihm jetzt, so schlecht das Wetter war, als das höchste Glück erschien.

There, he leaned bitterly against the wall and wished to be part of the golden freedom of the country road again, which now, despite the bad weather, seemed to him the greatest happiness.

Doch verwickelte er sich jetzt in die erste selbsttätige Lüge, weil er in dem verschlossenen Raume ein wenig verweilte, und er betrat hiermit den abschüssigen Weg des Bösen.

However, he now got entangled in his first deliberate lie, because he stayed a little in the locked room, and he thus embarked on the downhill path of evil.

Unterdessen schrie der Wirt, der ihn gesehen hatte im Mantel dahin gehen: »Der Herr friert! Heizet mehr ein im Saal! Wo ist die Liese, wo ist die Anne? Rasch einen Korb Holz in den Ofen und einige Hände voll Späne, daß es brennt!

Meanwhile, the innkeeper, who had seen him going in his coat, shouted: "The gentleman is cold! Heat up more in the hall! Where is Liese, where is Anne? Quickly put a basket of wood in the oven and a few handfuls of shavings, so that it burns!"

Zum Teufel, sollen die Leute in der ›Waage‹ im Mantel zu Tisch sitzen?«

"Damn it, should the people in the 'Waage' sit at the table in their coats?"

Und als der Schneider wieder aus dem langen Gange hervorgewandelt kam, melancholisch wie der umgehende Ahnherr eines Stammschlosses, begleitete er ihn mit hundert Komplimenten und Handreibungen wiederum in den verwünschten Saal hinein.

And when the tailor came out of the long corridor again, melancholy like the impending ancestor of a family castle, he accompanied him with a hundred compliments and handclaps back into the cursed hall.

Dort wurde er ohne ferneres Verweilen an den Tisch gebeten, der Stuhl zurechtgerückt, und da der Duft der kräftigen Suppe, dergleichen er lange nicht gerochen, ihn vollends seines Willens beraubte, so ließ er sich in Gottes Namen nieder und tauchte sofort den schweren Löffel in die braungoldene Brühe.

There, without further delay, he was invited to the table, the chair was pushed back, and as the scent of the hearty soup, which he hadn't smelled for a long time, completely robbed him of his will, he sat down in God's name and immediately dipped the heavy spoon into the brown-gold broth.

In tiefem Schweigen erfrischte er seine matten Lebensgeister und wurde mit achtungsvoller Stille und Ruhe bedient.

In deep silence, he refreshed his weary spirits and was served with respectful silence and calmness.

Als er den Teller geleert hatte und der Wirt sah, daß es ihm so wohl schmeckte, munterte er ihn höflich auf, noch einen Löffel voll zu nehmen, das sei gut bei dem rauhen Wetter.

When he had emptied the plate and the innkeeper saw that he enjoyed it so much, he politely encouraged him to take another spoonful, which would be good in the harsh weather.

Nun wurde die Forelle aufgetragen, mit Grünem bekränzt, und der Wirt legte ein schönes Stück vor.

Now the trout was served, crowned with greenery, and the innkeeper put a nice piece in front of him.

Doch der Schneider, von Sorgen gequält, wagte in seiner Blödigkeit nicht, das blanke Messer zu brauchen, sondern hantierte schüchtern und zimperlich mit der silbernen Gabel daran herum.

However, the tailor, tormented by worries, didn't dare to use the sharp knife in his clumsiness, but handled it timidly and delicately with the silver fork.

Das bemerkte die Köchin, welche zur Türe hereinguckte, den großen Herrn zu sehen, und sie sagte zu den Umstehenden: »Gelobt sei Jesus Christ!

This was noticed by the cook, who peeked in at the door to see the big gentleman, and she said to those around her: "Praise be to Jesus Christ!"

Der weiß noch einen feinen Fisch zu essen, wie es sich gehört, der sägt nicht mit dem Messer in dem zarten Wesen herum, wie wenn er ein Kalb schlachten wollte.

"He still knows how to eat a fine fish as it should be, he doesn't saw around in the delicate creature with a knife as if he wanted to slaughter a calf."

Das ist ein Herr von großem Hause, darauf wollt' ich schwören, wenn es nicht verboten wäre!

"That's a gentleman from a great house, I'd swear it if it wasn't forbidden!"

Und wie schön und traurig er ist!

"And how beautiful and sad he is!"

Gewiß ist er in ein armes Fräulein verliebt, das man ihm nicht lassen will!

"He's certainly in love with a poor young lady who they won't let him have!"

Ja, ja, die vornehmen Leute haben auch ihre Leiden!«

"Yes, yes, even the noble people have their sufferings!"

Inzwischen sah der Wirt, daß der Gast nicht trank, und sagte ehrerbietig: »Der Herr mögen den Tischwein nicht; befehlen Sie vielleicht ein Glas guten Bordeaux, den ich bestens empfehlen kann?«

In the meantime, the innkeeper noticed that the guest wasn't drinking and said respectfully: "The gentleman doesn't like the table wine; would you perhaps order a glass of good Bordeaux, which I can highly recommend?"

Da beging der Schneider den zweiten selbsttätigen Fehler, indem er aus Gehorsam ja statt nein sagte, und alsobald verfügte sich der Waagwirt persönlich in den Keller, um eine ausgesuchte Flasche zu holen; denn es lag ihm alles daran, daß man sagen könne, es sei etwas Rechtes im Ort zu haben.

Then the tailor made his second automatic mistake by saying yes instead of no out of obedience, and immediately the innkeeper personally went to the cellar to fetch a choice bottle; for it was all important to him that people could say there was something decent in the place.

Als der Gast von dem eingeschenkten Weine wiederum aus bösem Gewissen ganz kleine Schlücklein nahm, lief der Wirt voll Freuden in die Küche, schnalzte mit der Zunge und rief: »Hol' mich der Teufel, der versteht's, der schlürft meinen guten Wein auf die Zunge, wie man einen Dukaten auf die Goldwaage legt!«

When the guest again took very small sips of the poured wine out of a guilty conscience, the innkeeper ran joyfully into the kitchen, clicked his tongue and shouted: "Damn it, he knows how to do it, he sips my good wine like one puts a ducat on the gold scale!"

»Gelobt sei Jesus Christ!« sagte die Köchin. »Ich hab's ja behauptet, daß er's versteht!«

"Praise be to Jesus Christ!" said the cook. "I said it would be him!"

So nahm die Mahlzeit denn ihren Verlauf, und zwar sehr langsam, weil der arme Schneider immer zimperlich und unentschlossen aß und trank und der Wirt, um ihm Zeit zu lassen, die Speisen genugsam stehenließ.

So the meal proceeded, very slowly, because the poor tailor always ate and drank timidly and indecisively, and the innkeeper, to give him time, let the food stand long enough.

Trotzdem war es nicht der Rede wert, was der Gast bis jetzt zu sich genommen; vielmehr begann der Hunger, der immerfort so gefährlich gereizt wurde, nun den Schrecken zu überwinden, und als die Pastete von Rebhühnern erschien, schlug die Stimmung des Schneiders gleichzeitig um, und ein fester Gedanke begann sich in ihm zu bilden.

Nevertheless, it wasn't worth mentioning what the guest had eaten so far; rather, the hunger, which was always so dangerously aroused, now overcame the fear, and when the pâté of partridges appeared, the tailor's mood suddenly changed, and a firm thought began to form in him.

»Es ist jetzt einmal, wie es ist!«

"It's just as it is now!"

sagte er sich, von einem neuen Tröpflein Weines erwärmt und aufgestachelt.

he said to himself, warmed and stimulated by a new sip of wine.

»Nun wäre ich ein Tor, wenn ich die kommende Schande und Verfolgung ertragen wollte, ohne mich dafür sattgegessen zu haben!

"Now I'd be a fool if I wanted to endure the coming shame and persecution without having eaten my fill!"

Also vorgesehen, weil es noch Zeit ist!

So he decided, because there was still time!

Das Türmchen, das sie da aufgestellt haben, dürfte leichthin die letzte Speise sein; daran will ich mich halten, komme, was da wolle!

The little tower they've set up there might easily be the last meal; I'll stick to that, come what may!

Was ich einmal im Leibe habe, kann mir kein König wieder rauben!«

What I once have in my body, no king can take away from me!"

Gesagt, getan; mit dem Mute der Verzweiflung hieb er in die leckere Pastete, ohne an ein Aufhören zu denken, so daß sie in weniger als fünf Minuten zur Hälfte geschwunden war und die Sache für die Abendherren sehr bedenklich zu werden begann.

Said and done; with the courage of despair, he cut into the delicious pâté, without thinking of stopping, so that it disappeared by half in less than five minutes, and the situation began to become very worrying for the evening guests.

Fleisch, Trüffeln, Klößchen, Boden, Deckel, alles schlang er ohne Ansehen der Person hinunter, nur besorgt, sein Ränzchen vollzupacken, ehe das Verhängnis hereinbräche;

Meat, truffles, dumplings, base, lid, he devoured everything without regard for others, only concerned with filling his sack before disaster struck;

dazu trank er den Wein in tüchtigen Zügen und steckte große Brotbissen in den Mund; kurz, es war eine so hastig belebte Einfuhr, wie wenn bei aufsteigendem Gewitter das Heu von der nahen Wiese gleich auf der Gabel in die Scheune geflüchtet wird.

besides, he drank the wine in large gulps and stuffed large pieces of bread into his mouth; in short, it was a hurried intake, as if in a rising storm, the hay from the nearby meadow is quickly rushed into the barn on a fork.

Abermals lief der Wirt in die Küche und rief: »Köchin!

Again, the innkeeper ran into the kitchen and shouted: "Cook!"

Er ißt die Pastete auf, während er den Braten kaum berührt hat!

He's eating the pâté while he's hardly touched the roast!"

Und den Bordeaux trinkt er in halben Gläsern!«

And he's drinking the Bordeaux in half glasses!"

»Wohl bekomm' es ihm«, sagte die Köchin, »lassen Sie ihn nur machen, der weiß, was Rebhühner sind! Wär' er ein gemeiner Kerl, so hätte er sich an den Braten gehalten!«

"Good for him," said the cook, "just let him do it, he knows what partridges are! If he were a mean guy, he would have stuck to the roast!"

»Ich sag's auch«, meinte der Wirt; »es sieht sich zwar nicht ganz elegant an, aber so hab' ich, als ich zu meiner Ausbildung reiste, nur Generäle und Kapitelsherren essen sehen!«

"I agree," said the innkeeper; "it may not look very elegant, but that's how I saw generals and chapter lords eat when I was traveling for my education!"

Unterdessen hatte der Kutscher die Pferde füttern lassen und selbst ein handfestes Essen eingenommen in der Stube für das untere Volk, und da er Eile hatte, ließ er bald wieder anspannen.

Meanwhile, the coachman had had the horses fed and had himself eaten a hearty meal in the room for the lower classes, and as he was in a hurry, he soon had the horses harnessed again.

Die Angehörigen des Gasthofes ›Zur Waage‹ konnten sich nun nicht länger enthalten und fragten, eh es zu spät wurde, den herrschaftlichen Kutscher geradezu, wer sein Herr da oben sei und wie er heiße.

The members of the inn 'Zur Waage' could no longer contain themselves and, before it was too late, they directly asked the noble coachman who his master was up there and what his name was.

Der Kutscher, ein schalkhafter und durchtriebener Kerl, versetzte: »Hat er es noch nicht selbst gesagt?«

The coachman, a mischievous and cunning fellow, replied: "Hasn't he already said it himself?"

»Nein« hieß es, und er erwiderte: »Das glaub' ich wohl, der spricht nicht viel in einem Tage; nun, es ist der Graf Strapinski! Er wird aber heut und vielleicht einige Tage hierbleiben, denn er hat mir befohlen, mit dem Wagen vorauszufahren.«

"No," they said, and he replied: "I suppose so, he doesn't talk much in a day; well, it's Count Strapinski! But he's going to stay here today and perhaps for a few days, because he's ordered me to drive the carriage ahead."

Er machte diesen schlechten Spaß, um sich an dem Schneiderlein zu rächen, das, wie er glaubte, statt ihm für seine Gefälligkeit ein Wort des Dankes und des Abschiedes zu sagen, sich ohne Umsehen in das Haus begeben hatte und den Herrn spielte.

He made this bad joke to get revenge on the little tailor, who, he believed, instead of saying a word of thanks and farewell to him for his kindness, had gone into the house without a word and was acting like a lord.

Seine Eulenspiegelei aufs äußerste treibend, bestieg er auch den Wagen, ohne nach der Zeche für sich und die Pferde zu fragen, schwang die Peitsche und fuhr aus der Stadt, und alles ward so in der Ordnung befunden und dem guten Schneider aufs Kerbholz gebracht.

Pushing his mischief to the extreme, he also boarded the carriage without asking for the bill for himself and the horses, swung the whip and drove out of the city, and everything was found in order and blamed on the good tailor.

Nun mußte es sich aber fügen, daß dieser, ein geborener Schlesier, wirklich Strapinski hieß, Wenzel Strapinski; mochte es nun ein Zufall sein oder mochte der Schneider sein Wanderbuch im Wagen hervorgezogen, es dort vergessen und der Kutscher es zu sich genommen haben.

Now it had to be admitted that this man, a born Silesian, was really called Strapinski, Wenzel Strapinski; whether it was a coincidence or whether the tailor had taken out his travel book in the carriage, forgotten it there and the coachman had taken it with him.

Genug, als der Wirt freudestrahlend und händereibend vor ihn hintrat und fragte, ob der Herr Graf Strapinski zum Nachtisch ein Glas alten Tokaier oder ein Glas Champagner nehme, und ihm meldete, daß die Zimmer soeben zubereitet würden, da erblaßte der arme Strapinski, verwirrte sich von neuem und erwiderte gar nichts.

Anyway, when the innkeeper, beaming with joy and rubbing his hands, approached him and asked if the Count Strapinski would like a glass of old Tokay or a glass of champagne for dessert, and informed him that the rooms were being prepared, the poor Strapinski turned pale, became confused again and didn't reply at all.

»Höchst interessant!«

"Most interesting!"

brummte der Wirt für sich, indem er abermals in den Keller eilte und aus besonderem Verschlage nicht nur ein Fläschchen Tokaier, sondern auch ein Krügelchen Bocksbeutel holte und eine Champagnerflasche schlechthin unter den Arm nahm.

grumbled the innkeeper to himself, rushing back to the cellar and fetching not just a bottle of Tokay but also a jug of Bocksbeutel and taking a bottle of champagne under his arm.

Bald sah Strapinski einen kleinen Wald von Gläsern vor sich, aus welchem der Champagnerkelch wie eine Pappel emporragte.

Soon Strapinski saw a small forest of glasses in front of him, from which the champagne glass stood out like a poplar tree.

Das glänzte, klingelte und duftete gar seltsam vor ihm, und was noch seltsamer war, der arme, aber zierliche Mann griff nicht ungeschickt in das Wäldchen hinein und goß, als er sah, daß der Wirt etwas Rotwein in seinen Champagner tat, einige Tropfen Tokaier in den seinigen.

It glittered, tinkled and smelled strangely in front of him, and what was even more strange, the poor but elegant man didn't hesitate to reach into the forest and pour a few drops of Tokay into his champagne when he saw that the innkeeper was adding some red wine to his champagne.

Inzwischen waren der Stadtschreiber und der Notar gekommen, um den Kaffee zu trinken und das tägliche Spielchen um denselben zu machen; bald kam auch der ältere Sohn des Hauses Häberlin und Cie.,

In the meantime, the city clerk and the notary had come to drink coffee and play the daily game for it; soon the elder son of the Häberlin and Co. house also arrived.

der jüngere des Hauses Pütschli-Nievergelt, der Buchhalter einer großen Spinnerei, Herr Melcher Böhni;

The younger son of the Pütschli-Nievergelt house, the accountant of a large spinning mill, Mr. Melcher Böhni;

allein statt ihre Partie zu spielen, gingen sämtliche Herren in weitem Bogen hinter dem polnischen Grafen herum, die Hände in den hintern Rocktaschen, mit den Augen blinzelnd und auf den Stockzähnen lächelnd.

but instead of playing their game, all the gentlemen walked a wide arc around the Polish Count, their hands in their back pockets, blinking their eyes and smiling through their teeth.

Denn es waren diejenigen Mitglieder guter Häuser, welche ihr Leben lang zu Hause blieben, deren Verwandte und Genossen aber in aller Welt saßen, weswegen sie selbst die Welt sattsam zu kennen glaubten.

For these were those members of good families who stayed at home all their lives, whose relatives and associates were scattered all over the world, and therefore they themselves thought they knew the world well enough.

Also das sollte ein polnischer Graf sein?

So this was supposed to be a Polish Count?

Den Wagen hatten sie freilich von ihrem Kontorstuhl aus gesehen; auch wußte man nicht, ob der Wirt den Grafen oder dieser jenen bewirte; doch hatte der Wirt bis jetzt noch keine dummen Streiche gemacht;

Of course, they had seen the carriage from their office chair; and it wasn't even clear whether the innkeeper was entertaining the Count or the Count was entertaining him; but so far, the innkeeper hadn't played any stupid tricks.

er war vielmehr als ein ziemlich schlauer Kopf bekannt, und so wurden denn die Kreise, welche die neugierigen Herren um den Fremden zogen, immer kleiner, bis sie sich zuletzt vertraulich an den gleichen Tisch setzten und sich auf gewandte Weise zu dem Gelage aus dem Stegreif einluden, indem sie ohne weiteres um eine Flasche zu würfeln begannen.

On the contrary, he was known as a rather clever man, and so the circles that the curious gentlemen drew around the stranger became smaller and smaller until they finally sat down at the same table and skillfully invited themselves to the feast by starting to roll dice for a bottle without further ado.

Doch tranken sie nicht zuviel, da es noch früh war; dagegen galt es, einen Schluck trefflichen Kaffee zu nehmen und dem Polacken, wie sie den Schneider bereits heimlich nannten, mit gutem Rauchzeug aufzuwerten, damit er immer mehr röche, wo er eigentlich wäre.

However, they didn't drink too much, as it was still early; instead, they wanted to have a sip of good coffee and enhance the Polack, as they already secretly called the tailor, with good tobacco so that he would smell more where he really was.

»Darf ich dem Herrn Grafen eine ordentliche Zigarre anbieten? Ich habe sie von meinem Bruder auf Kuba direkt bekommen!« sagte der eine.

"May I offer the Count a decent cigar? I got it directly from my brother in Cuba!" said one of them.

»Die Herren Polen lieben auch eine gute Zigarette, hier ist echter Tabak aus Smyrna, mein Kompagnon hat ihn gesendet«, rief der andere, indem er ein rotseidenes Beutelchen hinschob.

"The Polish gentlemen also love a good cigarette. Here's real tobacco from Smyrna, my companion sent it," shouted the other, pushing over a red silk pouch.

»Dieser aus Damaskus ist feiner, Herr Graf«, rief der dritte, »unser dortiger Prokurist selbst hat ihn für mich besorgt!«

"This one from Damascus is finer, Count," shouted the third, "our local attorney procured it for me himself!"

Der vierte streckte einen ungefügen Zigarrenbengel dar, indem er schrie: »Wenn Sie etwas ganz Ausgezeichnetes wollen, so versuchen Sie diese Pflanzerzigarre aus Virginien, selbstgezogen, selbstgemacht und durchaus nicht käuflich!«

The fourth stretched out a misshapen cigar stub and shouted: "If you want something really excellent, try this planter's cigar from Virginia, grown and made by himself and not available for sale at all!"

Strapinski lächelte sauersüß, sagte nichts und war bald in feine Duftwolken gehüllt, welche von der hervorbrechenden Sonne lieblich versilbert wurden.

Strapinski smiled sourly, said nothing, and was soon enveloped in fine fragrance clouds, which were lovingly silvered by the rising sun.

Der Himmel entwölkte sich in weniger als einer Viertelstunde, der schönste Herbstnachmittag trat ein; es hieß, der Genuß der günstigen Stunde sei sich zu gönnen, da das Jahr vielleicht nicht viele solcher Tage mehr brächte;

The sky cleared up in less than a quarter of an hour, and the most beautiful autumn afternoon set in; it was said that one should enjoy this favorable moment, as the year might not bring many more such days.

und es wurde beschlossen, auszufahren, den fröhlichen Amtsrat auf seinem Gute zu besuchen, der erst vor wenigen Tagen gekeltert hatte, und seinen neuen Wein, den roten Sauser, zu kosten.

And it was decided to go out and visit the cheerful magistrate on his estate, who had just finished his wine-making a few days ago, and taste his new wine, the red Sauser.

Pütschli-Nievergelt, Sohn, sandte nach seinem Jagdwagen, und bald schlugen seine jungen Eisenschimmel das Pflaster vor der ›Waage‹.

Pütschli-Nievergelt, the son, sent for his hunting carriage, and soon his young steeds clattered on the pavement in front of the 'Waage'.

Der Wirt selbst ließ ebenfalls anspannen, man lud den Grafen zuvorkommend ein, sich anzuschließen und die Gegend etwas kennenzulernen.

The innkeeper himself also had his carriage harnessed, and the Count was courteously invited to join them and get to know the area a bit better.

Der Wein hatte seinen Witz erwärmt; er überdachte schnell, daß er bei dieser Gelegenheit am besten sich unbemerkt entfernen und seine Wanderung fortsetzen könne; den Schaden sollten die törichten und zudringlichen Herren an sich selbst behalten.

The wine had warmed his wit; he quickly considered that he could best leave unnoticed and continue his journey on this occasion; the damage should be kept to themselves by these foolish and intrusive gentlemen.

Er nahm daher die Einladung mit einigen höflichen Worten an und bestieg mit dem jungen Pütschli den Jagdwagen.

He therefore accepted the invitation with a few polite words and boarded the hunting carriage with the young Pütschli.

Nun war es eine weitere Fügung, daß der Schneider, nachdem er auf seinem Dorfe schon als junger Bursch dem Gutsherrn zuweilen Dienste geleistet, seine Militärzeit bei den Husaren abgedient hatte und demnach genugsam mit Pferden umzugehen verstand.

Now it was another coincidence that the tailor, who had already served the landlord in his village as a young boy, had served his military time with the Hussars and therefore knew how to handle horses quite well.

Wie daher sein Gefährte höflich fragte, ob er vielleicht fahren möge, ergriff er sofort Zügel und Peitsche und fuhr in schulgerechter Haltung, in raschem Trabe durch das Tor und auf der Landstraße dahin, so daß die Herren einander ansahen und flüsterten: »Es ist richtig, es ist jedenfalls ein Herr!«

Therefore, when his companion politely asked if he might drive, he immediately seized the reins and whip and drove in a proper posture, at a rapid trot through the gate and onto the country road, so that the gentlemen looked at each other and whispered: 'It's right, he's definitely a gentleman!'

In einer halben Stunde war das Gut des Amtsrates erreicht.

In half an hour, the magistrate's estate was reached.

Strapinski fuhr in einem prächtigen Halbbogen auf und ließ die feurigen Pferde aufs beste anprallen; man sprang von den Wagen, der Amtsrat kam herbei und führte die Gesellschaft ins Haus, und alsbald war auch der Tisch mit einem halben Dutzend Karaffen voll karneolfarbigen Sausers besetzt.

Strapinski drove in a magnificent half-arch and let the fiery horses hit the ground perfectly; they jumped out of the carriages, the magistrate came over and led the company into the house, and soon the table was occupied with half a dozen carafes of carmine-coloured Sauser.

Das heiße, gärende Getränk wurde vorerst geprüft, belobt und sodann fröhlich in Angriff genommen, während der Hausherr im Hause die Kunde herumtrug, es sei ein vornehmer Graf da, ein Polacke, und eine feinere Bewirtung vorbereitete.

The hot, fermenting drink was first tested, praised, and then joyfully attacked, while the host spread the news in the house that there was a noble count, a Pole, and a finer reception was being prepared.

Mittlerweile teilte sich die Gesellschaft in zwei Partien, um das versäumte Spiel nachzuholen, da in diesem Lande keine Männer zusammen sein konnten, ohne zu spielen, wahrscheinlich aus angebotenem Tätigkeitstriebe.

In the meantime, the company split into two groups to catch up on the missed game, as in this country, no men could be together without playing, probably due to an innate urge to be active.

Strapinski, welcher die Teilnahme aus verschiedenen Gründen ablehnen mußte, wurde eingeladen zuzusehen, denn das schien ihnen immerhin der Mühe wert, da sie so viel Klugheit und Geistesgegenwart bei den Karten zu entwickeln pflegten.

Strapinski, who had to decline participation for various reasons, was invited to watch, as they always found it worth the effort to show off their intelligence and quick-wittedness at the cards.

Er mußte sich zwischen beide Partien setzen, und sie legten es nun darauf an, geistreich und gewandt zu spielen und den Gast zu gleicher Zeit zu unterhalten.

He had to sit between the two groups, and they now aimed to play cleverly and wittily and entertain the guest at the same time.

So saß er denn wie ein kränkelnder Fürst, vor welchem die Hofleute ein angenehmes Schauspiel aufführen und den Lauf der Welt darstellen.

So he sat like a sick prince, before whom the courtiers put on a pleasant show and represented the course of the world.

Sie erklärten ihm die bedeutendsten Wendungen, Handstreiche und Ereignisse, und wenn die eine Partei für einen Augenblick ihre Aufmerksamkeit ausschließlich dem Spiele zuwenden mußte, so führte die andere dafür um so angelegentlicher die Unterhaltung mit dem Schneider.

They explained to him the most significant turns, tricks, and events, and if one party had to devote their attention exclusively to the game for a moment, the other would engage in conversation with the tailor all the more eagerly.

Der beste Gegenstand dünkte sie hierfür Pferde, Jagd und dergleichen; Strapinski wußte hier auch am besten Bescheid, denn er brauchte nur die Redensarten hervorzuholen. welche er einst in der Nähe von Offizieren und Gutsherren gehört und die ihm schon dazumal ausnehmend wohl gefallen hatten.

They thought the best topics for this were horses, hunting, and the like; Strapinski was also the most knowledgeable on these subjects, as he only had to bring out the idioms he had once heard from officers and landlords, which he had particularly enjoyed at the time.

Wenn er diese Redensarten auch nur sparsam, mit einer gewissen Bescheidenheit und stets mit einem schwermütigen Lächeln vorbrachte, so erreichte er damit nur eine größere Wirkung;

Even if he only used these idioms sparingly, with a certain modesty and always with a melancholic smile, he only achieved a greater effect with it;

wenn zwei oder drei von den Herren aufstanden und etwa zur Seite traten, so sagten sie: »Es ist ein vollkommener Junker!«

when two or three of the gentlemen stood up and stepped aside, they said: "He's a perfect Junker!"

Nur Melcher Böhni, der Buchhalter, als ein geborener Zweifler, rieb sich vergnügt die Hände und sagte zu sich selbst: »Ich sehe es kommen, daß es wieder einen Goldacher Putsch gibt, ja, er ist gewissermaßen schon da!

Only Melcher Böhni, the accountant, a born doubter, rubbed his hands with pleasure and said to himself: "I can see it coming that there will be another Goldacher coup, yes, it's already happening to some extent!"

Es war aber auch Zeit, denn schon sind's zwei Jahre seit dem letzten!

But it was also time, as it's already been two years since the last one!

Der Mann dort hat mir so wunderlich zerstochene Finger, vielleicht von Praga oder Ostrolenka her!

That man there has such wonderfully mangled fingers, perhaps from Praga or Ostrolenka!

Nun, ich werde mich hüten, den Verlauf zu stören!«

Well, I'll be careful not to disrupt the course of things!"

Die beiden Partien waren nun zu Ende, auch das Sausergelüste der Herren gebüßt, und sie zogen nun vor, sich an den alten Weinen des Amtsrats ein wenig abzukühlen, die jetzt gebracht wurden;

The two games were now over, and the gentlemen had also satisfied their thirst for fun, and they now preferred to cool off a bit with the old wines of the councilor, which were now being brought out;

doch war die Abkühlung etwas leidenschaftlicher Natur, indem sofort, um nicht in schnöden Müßiggang zu verfallen, ein allgemeines Hasardspiel vorgeschlagen wurde.

but the cooling off was of a somewhat passionate nature, as immediately, to avoid falling into dull idleness, a general game of chance was proposed.

Man mischte die Karten, jeder warf einen Brabanter Taler hin, und als die Reihe an Strapinski war, konnte er nicht wohl seinen Fingerhut auf den Tisch setzen.

They shuffled the cards, everyone threw a Brabanter Taler, and when it was Strapinski's turn, he couldn't quite put his money pot on the table.

»Ich habe nicht ein solches Geldstück«, sagte er errötend; aber schon hatte Melcher Böhni, der ihn beobachtet, für ihn eingesetzt, ohne daß jemand darauf achtgab; denn alle waren viel zu behaglich, als daß sie auf den Argwohn geraten wären, jemand in der Welt könne kein Geld haben.

"I don't have such a coin," he said, blushing; but Melcher Böhni, who was observing him, had already put in for him, without anyone noticing; for everyone was too comfortable to suspect that someone in the world might not have any money.

Im nächsten Augenblicke wurde dem Schneider, der gewonnen hatte, der ganze Einsatz zugeschoben; verwirrt ließ er das Geld liegen, und Böhni besorgte für ihn das zweite Spiel, welches ein anderer gewann, sowie das dritte.

In the next moment, the tailor, who had won, was handed the entire stake; confused, he left the money lying, and Böhni arranged the second game for him, which someone else won, as well as the third.

Doch das vierte und fünfte gewann wiederum der Polacke, der allmählich aufwachte und sich in die Sache fand.

But the fourth and fifth were again won by the Pole, who gradually woke up and got into the swing of things.

Indem er sich still und ruhig verhielt, spielte er mit abwechselndem Glück;

By keeping calm and composed, he played with alternating luck;

einmal kam er bis auf einen Taler herunter, den er setzen mußte, gewann wieder, und zuletzt, als man das Spiel satt bekam, besaß er einige Louisdors, mehr, als er jemals in seinem Leben besessen, welche er, als er sah, daß jedermann sein Geld einsteckte, ebenfalls zu sich nahm, nicht ohne Furcht, daß alles ein Traum sei.

once he was down to one Taler, which he had to bet, won again, and finally, when everyone was tired of the game, he had a few Louisdors, more than he had ever possessed in his life, which he also took with him when he saw everyone putting away their money, not without fear that it was all a dream.

Böhni, welcher ihn fortwährend scharf betrachtete, war jetzt fast im klaren über ihn und dachte: den Teufel fährt der in einem vierspännigen Wagen!

Böhni, who was constantly observing him, was now almost clear about him and thought: the devil is driving him in a four-horse carriage!

Weil er aber zugleich bemerkte, daß der rätselhafte Fremde keine Gier nach dem Gelde gezeigt, sich überhaupt bescheiden und nüchtern verhalten hatte, so war er nicht übel gegen ihn gesinnt, sondern beschloß, die Sache durchaus gehen zu lassen.

But at the same time, he noticed that the mysterious stranger hadn't shown any greed for money, and had generally behaved modestly and soberly, so he wasn't ill-disposed towards him, but decided to let the matter go entirely.

Aber der Graf Strapinski, als man sich vor dem Abendessen im Freien erging, nahm jetzo seine Gedanken zusammen und hielt den rechten Zeitpunkt einer geräuschlosen Beurlaubung für gekommen.

But Count Strapinski, as they were going out for dinner in the open air, now gathered his thoughts and felt that the right moment for a silent departure had come.

Er hatte ein artiges Reisegeld und nahm sich vor, dem Wirt ›Zur Waage‹ von der nächsten Stadt aus sein aufgedrungenes Mittagsmahl zu bezahlen.

He had some nice travel money and intended to pay the landlord 'Zur Waage' in the next town for the forced lunch he had eaten.

Also schlug er seinen Radmantel malerisch um, drückte die Pelzmütze tiefer in die Augen und schritt unter einer Reihe von hohen Akazien in der Abendsonne langsam auf und nieder, das schöne Gelände betrachtend oder vielmehr den Weg erspähend, den er einschlagen wollte.

So he draped his riding coat picturesquely around him, pushed his fur hat deeper into his eyes, and slowly walked up and down under a row of tall acacias in the evening sun, admiring the beautiful landscape or rather scouting the path he wanted to take.

Er nahm sich mit seiner bewölkten Stirne, seinem lieblichen, aber schwermütigen Mundbärtchen, seinen glänzenden schwarzen Locken, seinen dunklen Augen, im Wehen seines faltigen Mantels vortrefflich aus;

He looked excellent with his cloudy forehead, his lovely but melancholy moustache, his shiny black curls, his dark eyes, and in the flutter of his wrinkled coat.

der Abendschein und das Säuseln der Bäume über ihm erhöhten den Eindruck, so daß die Gesellschaft ihn von ferne mit Aufmerksamkeit und Wohlwollen betrachtete.

The evening light and the rustling of the trees above him enhanced the impression, so that the company observed him with attention and goodwill from a distance.

Allmählich ging er immer etwas weiter vom Hause hinweg, schritt durch ein Gebüsch, hinter welchem ein Feldweg vorüberging, und als er sich vor den Blicken der Gesellschaft gedeckt sah, wollte er eben mit festen Schritten ins Feld rücken, als um eine Ecke herum plötzlich der Amtsrat mit seiner Tochter Nettchen ihm entgegentrat.

Gradually, he moved a little further away from the house, walked through a bush, behind which a field path passed, and just as he saw himself hidden from the company's view, he was about to stride firmly into the field when, suddenly, the councilor with his daughter Nettchen came towards him from around a corner.

Nettchen war ein hübsches Fräulein, äußerst prächtig, etwas stutzerhaft gekleidet und mit Schmuck reichlich verziert.

Nettchen was a pretty young lady, extremely elegant, somewhat clumsily dressed, and richly adorned with jewellery.

»Wir suchen Sie, Herr Graf«, rief der Amtsrat, »damit ich Sie erstens hier meinem Kinde vorstelle und zweitens, um Sie zu bitten, daß Sie uns die Ehre erweisen möchten, einen Bissen Abendbrot mit uns zu nehmen; die anderen Herren sind bereits im Hause.«

'We're looking for you, Count,' the councilor called out, 'so that I can introduce you to my child first, and secondly, to ask you to do us the honour of having a bite of supper with us; the other gentlemen are already in the house.'

Der Wanderer nahm schnell seine Mütze vom Kopfe und machte ehrfurchtsvolle, ja furchtsame Verbeugungen, von Rot übergossen.

The wanderer quickly took off his hat and made respectful, even fearful bows, flushed red with embarrassment.

Denn eine neue Wendung war eingetreten; ein Fräulein beschritt den Schauplatz der Ereignisse.

For a new turn had occurred; a young lady had entered the scene of the events.

Doch schadete ihm seine Blödigkeit und übergroße Ehrerbietung nichts bei der Dame; im Gegenteil, die Schüchternheit, Demut und Ehrerbietung eines so vornehmen und interessanten jungen Edelmanns erschien ihr wahrhaft rührend, ja hinreißend.

However, his foolishness and excessive deference did not harm him with the lady; on the contrary, the shyness, humility, and deference of such a noble and interesting young gentleman seemed truly touching, even captivating to her.

Da sieht man, fuhr es ihr durch den Sinn, je nobler, desto bescheidener und unverdorbener; merkt es euch, ihr Herren Wildfänge von Goldach, die ihr vor jungen Mädchen kaum mehr den Hut berührt!

'You see,' she thought to herself, 'the nobler they are, the more modest and unspoiled they are; remember this, you wild fellows from Goldach, who hardly even tip your hats to young ladies!'

Sie grüßte den Ritter daher auf das holdseligste, indem sie auch lieblich errötete, und sprach sogleich hastig und schnell und vieles mit ihm, wie es die Art behaglicher Kleinstädterinnen ist, die sich den Fremden zeigen wollen.

She therefore greeted the knight most charmingly, blushing lovingly too, and immediately spoke to him quickly and animatedly, as is the way of pleasant small-town women who want to show off to strangers.

Strapinski hingegen wandelte sich in kurzer Zeit um; während er bisher nichts getan hatte, um im geringsten in die Rolle einzugehen, die man ihm aufbürdete, begann er nun unwillkürlich etwas gesuchter zu sprechen und mischte allerhand polnische Brocken in die Rede, kurz, das Schneiderblütchen fing in der Nähe des Frauenzimmers an, seine Sprünge zu machen und seinen Reiter davonzutragen.

Strapinski, however, changed in a short time; while he had previously done nothing to play the role imposed on him in the slightest, he now began to speak more eloquently and mixed all sorts of Polish phrases into his speech. In short, the tailor's flower began to make his moves and carry his rider away near the women's room.

Am Tisch erhielt er den Ehrenplatz neben der Tochter des Hauses; denn die Mutter war gestorben.

At the table, he was given the place of honour next to the daughter of the house; for the mother had died.

Er wurde zwar bald wieder melancholisch, da er bedachte, nun müsse er mit den andern wieder in die Stadt zurückkehren oder gewaltsam in die Nacht hinaus entrinnen, und da er ferner überlegte, wie vergänglich das Glück sei, welches er jetzt genoß.

However, he soon became melancholic again, as he considered that he would now have to return to the city with the others or forcefully escape into the night, and he further reflected on how fleeting the happiness he was now enjoying was.

Aber dennoch empfand er dies Glück und sagte sich zum voraus: Ach, einmal wirst du doch in deinem Leben etwas vorgestellt und neben einem solchen höheren Wesen gesessen haben.

But nevertheless, he felt this happiness and said to himself in advance: 'Oh, once in your life you will have been introduced and sat next to such a higher being.'

Es war in der Tat keine Kleinigkeit, eine Hand neben sich glänzen zu sehen, die von drei oder vier Armbändern klirrte, und bei einem flüchtigen Seitenblick jedesmal einen abenteuerlich und reizend frisierten Kopf, ein holdes Erröten, einen vollen Augenaufschlag zu sehen.

It was indeed no small matter to see a hand glittering beside him, clinking with three or four bracelets, and to see, at a fleeting glance, an adventurously and charmingly coiffed head, a lovely blush, and a full glance of the eyes.

Denn er mochte tun oder lassen, was er wollte, alles wurde als ungewöhnlich und nobel ausgelegt und die Ungeschicklichkeit selbst als merkwürdige Unbefangenheit liebenswürdig befunden von der jungen Dame, welche sonst stundenlang über gesellschaftliche Verstöße zu plaudern wußte.

For he could do or leave whatever he wanted, everything was interpreted as unusual and noble, and the clumsiness itself was found endearing by the young lady, who otherwise could chat for hours about social transgressions.

Da man guter Dinge war, sangen ein paar Gäste Lieder, die in den dreißiger Jahren Mode waren.

As everyone was in a good mood, a few guests sang songs that were fashionable in the thirties.

Der Graf wurde gebeten, ein polnisches Lied zu singen.

The count was asked to sing a Polish song.

Der Wein überwand seine Schüchternheit endlich, obschon nicht seine Sorgen; er hatte einst einige Wochen im Polnischen gearbeitet und wußte einige polnische Worte, sogar ein Volksliedchen auswendig, ohne ihres Inhalts bewußt zu sein, gleich einem Papagei.

The wine finally overcame his shyness, though not his worries; he had once worked in Polish for several weeks and knew some Polish words, even a folk song by heart, without being aware of its content, just like a parrot.

Also sang er mit edlem Wesen, mehr zaghaft als laut und mit einer Stimme, welche wie von einem geheimen Kummer leise zitterte, auf polnisch:

So he sang with a noble spirit, more timidly than loudly, and with a voice that softly trembled with a secret sorrow, in Polish:

Hunderttausend Schweine pferchen

A hundred thousand pigs are herded

Von der Desna bis zur Weichsel,

From the Desna to the Vistula,

Und Kathinka, dieses Saumensch,

And Kathinka, this scumbag,

Geht im Schmutz bis an die Knöchel!

Wades in the dirt up to her ankles!

Hunderttausend Ochsen brüllen

A hundred thousand oxen roar

Auf Wolhyniens grünen Weiden,

On the green pastures of Volhynia,

Und Kathinka, ja Kathinka

And Kathinka, yes, Kathinka!

Glaubt, ich sei in sie verliebt!

Thinks I'm in love with her!

»Bravo! Bravo!« riefen alle Herren, mit den Händen klatschend, und Nettchen sagte gerührt: »Ach, das Nationale ist immer so schön!« Glücklicherweise verlangte niemand die Übersetzung dieses Gesanges.

"Bravo! Bravo!" all the gentlemen shouted, clapping their hands, and Nettchen said emotionally: "Oh, the national is always so beautiful!" Fortunately, no one asked for a translation of this song.

Mit dem Überschreiten solchen Höhepunktes der Unterhaltung brach die Gesellschaft auf; der Schneider wurde wieder eingepackt und sorgfältig nach Goldach zurückgebracht; vorher hatte er versprechen müssen, nicht ohne Abschied davonzureisen.

With the passing of such a highlight of the entertainment, the company departed; the tailor was repacked and carefully brought back to Goldach; beforehand, he had to promise not to leave without saying goodbye.

Im Gasthof ›Zur Waage‹ wurde noch ein Glas Punsch genommen; jedoch Strapinski war erschöpft und verlangte nach dem Bette.

At the inn 'Zur Waage', another glass of punch was taken; however, Strapinski was exhausted and wanted to go to bed.

Der Wirt selbst führte ihn auf seine Zimmer, deren Stattlichkeit er kaum mehr beachtete, obgleich er nur gewohnt war, in dürftigen Herbergskammern zu schlafen.

The innkeeper himself led him to his rooms, whose grandeur he hardly noticed anymore, although he was only used to sleeping in modest inn rooms.

Er stand ohne alle und jede Habseligkeit mitten auf einem schönen Teppich, als der Wirt plötzlich den Mangel an Gepäck entdeckte und sich vor die Stirne schlug.

He stood in the middle of a beautiful carpet without any belongings at all, when the innkeeper suddenly noticed the lack of luggage and slapped his forehead.

Dann lief er schnell hinaus, schellte, rief Kellner und Hausknechte herbei, wortwechselte mit ihnen, kam wieder und beteuerte: »Es ist richtig, Herr Graf, man hat vergessen, Ihr Gepäck abzuladen!

Then he quickly ran out, rang the bell, called the waiters and servants, exchanged words with them, came back and asserted: "It's true, Count, they forgot to unload your luggage!"

Auch das Notwendigste fehlt!«

Even the most necessary things are missing!"

»Auch das kleine Paketchen, das im Wagen lag?« fragte Strapinski ängstlich, weil er an ein handgroßes Bündelein dachte, welches er auf dem Sitze hatte liegenlassen, und das ein Schnupftuch, eine Haarbürste, einen Kamm, ein Büchschen Pomade und einen Stengel Bartwichse enthielt.

"Even the small package that was in the car?" Strapinski asked anxiously, thinking of a hand-sized bundle he had left on the seat, which contained a handkerchief, a hairbrush, a comb, a small jar of pomade, and a stick of beard wax.

»Auch dieses fehlt, es ist gar nichts da«, sagte der gute Wirt erschrocken, weil er darunter etwas sehr Wichtiges vermutete. »Man muß dem Kutscher sogleich einen Expressen nachschicken«, rief er eifrig, »ich werde das besorgen!«

"Even this is missing, there's nothing at all," said the good innkeeper, frightened, because he suspected something very important was missing. "We must send an express to the coachman immediately," he exclaimed eagerly, "I'll take care of it!"

Doch der Herr Graf fiel ihm ebenso erschrocken in den Arm und sagte bewegt: »Lassen Sie, es darf nicht sein! Man muß meine Spur verlieren für einige Zeit«, setzte er hinzu, selbst betreten über diese Erfindung.

However, the Count fell into his arms just as frightened and said emotionally: "Let it be, it can't be! We have to lose my trace for a while," he added, even embarrassed by this invention.

Der Wirt ging erstaunt zu den Punsch trinkenden Gästen, erzählte ihnen den Fall und schloß mit dem Ausspruche, daß der Graf unzweifelhaft ein Opfer politischer oder der Familienverfolgung sein müsse;

The innkeeper went astonished to the guests drinking punch, told them about the case and concluded with the statement that the Count must undoubtedly be a victim of political or family persecution;

denn um ebendiese Zeit wurden viele Polen und andere Flüchtlinge wegen gewaltsamer Unternehmungen des Landes verwiesen; andere wurden von fremden Agenten beobachtet und umgarnt.

because at that very time, many Poles and other refugees were expelled from the country for violent actions; others were observed and courted by foreign agents.

Strapinski aber tat einen guten Schlaf, und als er spät erwachte, sah er zunächst den prächtigen Sonntagsschlafrock des Waagwirtes über einen Stuhl gehängt, ferner ein Tischchen mit allem möglichen Toilettenwerkzeug bedeckt.

However, Strapinski slept well and when he woke up late, he first saw the innkeeper's magnificent Sunday dressing gown hanging over a chair, and then a small table covered with all kinds of toiletries.

Sodann harrten eine Anzahl Dienstboten, um Körbe und Koffer, angefüllt mit feiner Wäsche, mit Kleidern, mit Zigarren, mit Büchern, mit Stiefeln, mit Schuhen, mit Sporen, mit Reitpeitschen, mit Pelzen, mit Mützen, mit Hüten,

Subsequently, a number of servants were waiting to unload baskets and suitcases filled with fine linen, clothes, cigars, books, boots, shoes, spurs, riding whips, furs, caps, hats,

mit Socken, mit Strümpfen, mit Pfeifen, mit Flöten und Geigen abzugeben von seiten der gestrigen Freunde mit der angelegentlichen Bitte, sich dieser Bequemlichkeiten einstweilen bedienen zu wollen.

socks, stockings, pipes, flutes, and violins from their yesterday's friends with the earnest request to make use of these conveniences for the time being.

Da sie die Vormittagsstunden unabänderlich in ihren Geschäften verbrachten, ließen sie ihre Besuche auf die Zeit nach Tisch ansagen.

Since they inevitably spent the morning hours in their businesses, they announced their visits for after dinner.

Diese Leute waren nichts weniger als lächerlich oder einfältig, sondern umsichtige Geschäftsmänner, mehr schlau als vernagelt; allein da ihre wohlbesorgte Stadt klein war und es ihnen manchmal langweilig darin vorkam, waren sie stets begierig auf eine Abwechslung, ein Ereignis, einen Vorgang, dem sie sich ohne Rückhalt hingaben.

These people were nothing less than ridiculous or simple-minded, but prudent businessmen, more cunning than stupid; but since their well-provided city was small and they sometimes found it boring there, they were always eager for a change, an event, a happening, to which they gave themselves without reservation.

Der vierspännige Wagen, das Aussteigen des Fremden, sein Mittagessen, die Aussage des Kutschers waren so einfache und natürliche Dinge, daß die Goldacher, welche keinem müßigen Argwohn nachzuhängen pflegten, ein Ereignis darauf aufbauten wie auf einen Felsen.

The four-horse carriage, the stranger's disembarking, his lunch, the coachman's statement were such simple and natural things that the Goldachers, who were not prone to idle suspicion, built an event on it like on a rock.

Als Strapinski das Warenlager sah, das sich vor ihm ausbreitete, war seine erste Bewegung, daß er in seine Tasche griff, um zu erfahren, ob er träume oder wache.

When Strapinski saw the warehouse spreading out in front of him, his first impulse was to reach into his pocket to find out whether he was dreaming or awake.

Wenn sein Fingerhut dort noch in seiner Einsamkeit weilte, so träumte er.

If his thimble was still there in its solitude, then he was dreaming.

Aber nein, der Fingerhut wohnte traulich zwischen dem gewonnenen Spielgelde und scheuerte sich freundschaftlich an den Talern; so ergab sich auch sein Gebieter wiederum in das Ding und stieg von seinen Zimmern herunter auf die Straße, um sich die Stadt zu besehen, in welcher es ihm so wohl erging.

But no, the thimble was cozily nestled among the winnings and rubbed itself amicably against the coins; so his master too surrendered to the thing and descended from his rooms onto the street to take a look at the city in which he was doing so well.

Unter der Küchentüre stand die Köchin, welche ihm einen tiefen Knicks machte und ihm mit neuem Wohlgefallen nachsah;

Under the kitchen door stood the cook, who gave him a deep curtsey and watched him with renewed pleasure;

auf dem Flur und an der Haustüre standen andere Hausgeister, alle mit der Mütze in der Hand, und Strapinski schritt mit gutem Anstand und doch bescheiden hinaus, seinen Mantel sittsam zusammennehmend.

in the hallway and at the front door stood other household spirits, all with their hats in their hands, and Strapinski stepped out with good grace and yet modestly, neatly gathering his coat.

Das Schicksal machte ihn mit jeder Minute größer.

Fate made him greater with every minute.

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